Die chronologische Liste zeigt aktuelle Veröffentlichungen aus dem Forschungsbetrieb der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Zuständig ist das Zentrum für Forschung und Wissenstransfer (ZFW).
8 Ergebnisse
Priv.-Doz. Dr. Dipl.-Ing. Bettina Fähnrich,
Julia Huber,
Sarah Wagner,
Chlodwig Franz,
Beate Fraust,
Maria Wehrle,
Joana Ruzicka,
Johannes Novak,
Lars-Gernot Otto
Mit der Verfügbarkeit genomischer Zuchtwerte von weiblichen Kälbern auf den Milchviehbetrieben mit Herdentypisierung oder aus dem Projekt KuhVision ist vieles möglich geworden. Kälber können direkt nach der Geburt anhand ihrer Zuchtwerte selektiert werden. Ein Selektionskriterium, das sich viele Betriebe zunutze machen, ist der Zuchtwert für die Vorhersage der Melkbarkeit gRZD. Bei 998 Kühen mit genomischen Zuchtwerten aus dem Projekt KuhVision im RBB-Zuchtgebiet lagen weiterhin Ergebnisse aus der Klassifizierung vor, bei der neben der Exterieurbeurteilung auch das tatsächliche Minutengemelk gemessen wurde. Zur Bewertung der Mastitishäufigkeit wurden die Daten aus den Kuh-Visions-Betrieben um die Daten aus den RBB-Testherden mit Gesundheits-Diagnosemeldungen für den Zeitraum April 2017 bis März 2020 erweitert. Die Diagnosemeldungen erstrecken sich über die erste bis dritte Laktation, wenn die Kuh diese erreichte. Zur Bewertung der Auswirkung der Melkbarkeit auf die Nutzungsdauer wurden alle ab dem Jahr 2000 in Brandenburg klassifizierten Kühe mit DMG-Messung, die außerdem bereits abgegangen waren, untersucht. Insgesamt befanden sich 73.419 Kühe im Datensatz. Die durchschnittliche Lebensdauer dieser Tiere beträgt 4,81 Jahre.Die Ergebnisse aus den KuhVisions-Betrieben, in denen alle Kälber nach der Geburt genotypisiert werden, konnten zeigen, dass die Melkbarkeit mittels des genomisch unterstützten Zuchtwertes gRZD bereits als Kalb zuverlässig vorhergesagt werden kann. Durchschnittlich beträgt der erreichte gRZD bei den untersuchten weiblichen Tieren 102 zum Zeitpunkt des ersten geschätzten Zuchtwertes und damit zum möglichen Selektionszeitpunkt auf dem Betrieb. Das Minutengemelk liegt im Durchschnitt aller klassifizierten Kühe bei 2,70 kg Milch pro Minute. Vergleicht man nun Kühe mit einem unterdurchschnittlichen gRZD (76-87) mit Kühen in der höchsten gRZD-Gruppe (124-135), so ergibt sich eine tägliche Differenz in der erreichten Melkzeit bei einer angenommenen Milchmenge von 30 Mkg pro Tag von über 6 Minuten. Anhand der Daten aus den Brandenburger Testherden kann eine schlechtere Eutergesundheit bei Kühen mit besonders niedrigem oder hohem DMG nicht generell nachgewiesen werden. Der Milchfluss ist damit keine wesentliche Einflussgröße auf die Eutergesundheit, was auch in der Literatur nicht einheitlich nachgewiesen werden konnte. Die Nutzungsdauer von Kühen ist nur bei sehr langsam melkenden Kühen (DMG < 1 kg/min) verringert. Kühe mit einem derart schlechten Milchfluss werden deutlich früher gemerzt als Kühe mit einem durchschnittlichen Minutengemelk. Aus diesem Grund sollte eine Selektion dieser Tiere bereits als Kalb erfolgen, wenn der gRZD bereits ein weit unter dem Populationsmittel liegenden Wert vorhersagt (gRZD <88). Der Einsatz von Bullen mit einem hohen gRZD auf langsam melkende Kühe ist in jedem Fall zu befürworten, um den Herdendurchschnitt langfristig auf ein höheres Niveau zu bringen und in der nächsten Generation schwermelkende Kühe zu vermeiden.
Viele Einflussfaktoren führen dazu, dass Milchkühe neben der reinrassigen Verpaarung auch mit Fleischrindbullen angepaart werden: niedrige Remontierungsraten, Einsatz von gesextem weiblichen Holstein-Sperma an die besten Färsen und Kühe aus der Herde, Kenntnisse über das genetische Potential jeder einzelnen Kuh durch Herdentypisierung oder auch höhere Preise für Kreuzungskälber, um hier nur einige Faktoren aufzuführen. Insgesamt konnten Daten von über 1,5 Mio. Abkalbungen der Jahre 2000 bis 2020 aus dem Zuchtgebiet Berlin-Brandenburg einbezogen werden. Die Daten enthalten Informationen zur Trächtigkeitsdauer, zum Geburtsverlauf und Verbleib des Kalbes (Lebend- oder Totgeburt). Zur besseren Vergleichbarkeit wurden die Geburtsgewichte (n = 232.276) aller lebenden Kälber mittels eines linearen Modells um die fixen Effekte Betrieb*Geburtsjahr sowie das Geschlecht des Kalbes und die Rasse des Vaters korrigiert. Bei weiblichen Kälbern ist die Tragezeit durchschnittlich einen Tag kürzer als bei männlichen Kälbern und das sowohl in Reinzucht als auch in der Kreuzungsanpaarung. Holstein-Kühe sind in Reinzucht durchschnittlich 279,5 Tage tragend. In der Kreuzungsanpaarung verlängert sich die Trächtigkeitsdauer um zwei bis drei Tage. Ein Holstein-Kalb wiegt durchschnittlich 41,7 kg. Die Geburtsgewichte der Uckermärker-Kreuzungen liegen durchschnittlich 3,7 kg darüber. Bei den Anpaarungen mit Charolais- oder Weißblauen- Belgier-Bullen erhöht sich das durchschnittliche Geburtsgewicht der männlichen Kälber auf über 48,5 kg bzw. 47,8 kg. Innerhalb der Rasse Deutsche Holstein liegt der Anteil der Schwergeburten bei 1,9 %. In der Kreuzungsanpaarung ist am häufigsten bei Weißblauen-Belgier-Kreuzungskälbern Geburtshilfe erforderlich (5,5 % Schwergeburten), gefolgt von 3,6 % Schwergeburten mit Charolais-Kreuzungen. Die geringste Schwergeburtenrate der Kreuzungsrassen konnte mit 3,0 % bei den Uckermärker-Kreuzungen erfasst werden. Der Anteil der totgeborenen Kälber bei einer reinrassigen Anpaarung von Holstein-Kühen ab der zweiten Kalbung liegt über alle Betriebe im Zuchtgebiet bei 4,6 %. Die Werte der Rasse Charolais mit 7,6 % Totgeburtenrate liegen deutlich darüber, ebenso die Totgeburtenrate Weißblaue-Belgier-Kreuzungen (7,0 %). Am geringsten unter den Kreuzungsanpaarungen fällt die Totgeburtenrate bei den Uckermärkern aus mit 5,3 %.Die Kennzahlen zu Trächtigkeitsdauer, Geburtsgewichten, Tot- und Schwergeburten von Beef on Dairy Bullenbieten einen Anhaltspunkt, um die Geburten in der Kreuzungsanpaarung einzuschätzen. Da auf jedem Betrieb eine individuelle Zuchtstrategie verfolgt wird und damit die Kühe zu unterschiedlichen Geburtsverläufen neigen sowie Umwelteinflüsse zu Beeinträchtigungen im geburtsnahen Zeitraum führen können, können auch diese Zahlen keine Garantie dafür bieten, ausnahmslos komplikationslose Kalbungen bei Kreuzungsanpaarungen zu erhalten.
Das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind (DSN) gilt als Ausgangsrasse der heute in der Milchviehhaltung vorherrschenden Rasse Deutsche Holstein. Nur noch knapp 1.400 Herdbuchkühe dieser vom Aussterben bedrohten Doppelnutzungsrasse werden in Brandenburg in acht Betrieben gehalten, deutschlandweit sind es ca. 2.700 Kühe. Demgegenüber steht eine Deutsche Holstein Population von 1,86 Millionen Herdbuchkühen.Erste Untersuchungen nach Einführung der genomisch unterstützten Zuchtwerte haben ergeben, dass die DSN-Population genetisch zu weit von den heutigen Holsteins entfernt ist, um deren Lernstichprobe auf die DSN-Population zu übertragen. Aus diesem Grund wird im DSN-Zuchtprogramm noch immer eine klassische Nachkommenprüfung durchgeführt und Zuchtwerte für Bullen erst mit ausreichend Töchterinformationen geschätzt. Ziel des Projekts "Verbesserung der Züchtung in der Rasse DSN" ist der Aufbau einer DNA-Datenbank mit rund 3.000 Kühen und Bullen sowie die anschließende Typisierung (50k oder 700k SNP Chip) oder komplette Sequenzierung des Genoms einzelner Tiere. In Kombination mit Phänotyp-Daten aus den Betrieben und der MLP konnten die genetischen Eigenschaften und Besonderheiten der Rasse untersucht werden.Von einer genomischen Zuchtwertschätzung, wie sie in der Rasse Deutsche Holstein realisiert wurde, sind die DSN-Züchter noch ein Stück weit entfernt. Daran wird jedoch zielstrebig gearbeitet. Mit den vorliegenden Forschungsergebnissen ist ein erster großer Schritt gemacht, um die Züchtung in der Rasse an moderne Techniken wie der Typisierung weiblicher und männlicher Tiere heranzuführen. Für die Zukunft sind die genetische Untersuchung weiterer Merkmale (z.B. Exterieur, Fleischleistung, Kalbewerte) geplant.
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